Studiengang Supervision und Organisationsberatung

Von 1993 bis 2008 habe ich diesen postgradualen Diplom- und Weiterbildungsstudiengang an der Evangelischen Fachhochschule Hannover geleitet, der auch von der Deutschen Gesellschaft für Supervision anerkannt war. Nach dem Übergang in die Fachhochschule Hannover 2007 wurde dieses Angebot eingestellt.

In fünf Studiengängen wurden 109 Studierende von einem hervorragenden Staff für die Beratung und Begleitung von Professionals, Führungskräften, Teams und Organisationen ausbildet. Blieb der Titel des Studiengangs noch an Beratungsformaten orientiert, das Curriculum war es im Laufe der Jahre immer weniger. Allgemeine und differentielle Beratungslehre und ihre Anwendungen in verschiedenen Formaten prägten dieses erfolgreiche Studienangebot.

Zu diesem Staff gehörte Katharina Janz. Sie war Studierende des ersten Durchgangs von 1993 bis 1996 und hatte ab dem zweiten Kurs zwölf Jahre lang die Co-Leitung inne. Im September 2018 ist sie mit gerade 60 Jahren an einer sich sehr rasch verschlimmernden Krankheit gestorben. Ein Nachruf:

Katharina Janz
* 09. 03. 1959 + 06. 09. 2018
„Und ein weiterer Wert ist, die Fundiertheit im Fachlichen und Flexibilität mit einer Haltung zu verbinden. Ich glaube, dass es eine Haltung geben muss zu Dingen, zu Menschen, zu Situationen, die muss relativ authentisch sein. Und das ist auch eine meiner Grundlagen: Ich denke Menschen kriegen dann Dinge gut hin, wenn sie authentisch sind, und Menschen tun Dinge immer nur so, wie sie zurzeit für sie lösbar sind. Und es geht eigentlich eher darum, diese Lösung zu erweitern und daraus ziehe ich auch meinen Erfolg. Wenn sie mehr Blickrichtungen kriegen, also wenn sie mehr Wahlmöglichkeiten haben, welche Wahl sie dann auch immer treffen, und wenn ich dazu beitragen kann, das ist ein Punkt, der sehr belohnend ist."
Dies ist ein Ausschnitt aus einem Interview, das ich mit ihr zu den Werten, die sie leiten, ihren Karriereankern, 2007 geführt habe. Mit dieser inneren Haltung hat Katharina Janz als Supervisorin und Organisationsberaterin, als Ausbilderin von Supervisoren, Organisationsberatern und Managern und zuletzt als Personalentwicklerin und Führungskraft ihre Arbeit gemacht. Sie hat sich in den Dienst der Menschen und in den ihrer jeweiligen Aufgabe gestellt, hat ihre Werte gelebt und sich selbst nicht so wichtig genommen. Alle diese Rollen hat sie hervorragend ausgefüllt, hoch professionell und menschlich zugleich und immer mit der Art von Humor, den man Mutterwitz nennen kann.
In gruppendynamisch schwierigen Situationen waren es Sätze wie diese: „Man kann den Kuchen nicht essen und ihn auf dem Teller behalten" oder in einer recht regressiven Atmosphäre an die Gruppe gewandt: „Wir richten das Essen an, gegessen wird alleine", oder „Das Unbewusste arbeitet präzise und genau", ein Satz, der Ausflüchten und Rationalisierungen ein Ende setzte. Sie war bei aller Bereitschaft, sich auf die Lern- und Entwicklungsprozesse der Studierenden empathisch einzustellen, eben auch klar, realitätstüchtig und abgegrenzt. Ich konnte mich vollständig auf sie verlassen, sie war unglaublich loyal, die Kooperation mit ihr war immer einfach und sie war sehr präsent und klug.

Mit ihr verliere ich eine enge Freundin und Beraterin und eben auch die Co-Leitung des Supervisionsstudiengangs, die einen großen Anteil daran hat, dass gut ausgebildete Supervisorinnen und Organisationsberaterinnen aus ihm hervorgehen konnten.
Kornelia Rappe-Giesecke im Oktober 2018

Wie beurteilen die Absolventinnen den Nutzen dieses Studiums? Auf der Tagung im Januar 2009 haben wir eine Befragung gemacht. Der Abschluss des Studiums lag 13, 10, 7 oder 4 Jahre oder gerade einige Monate zurück.

K. Rappe-Giesecke moderiert die Aufstellung der fünf Kurse

K. Rappe-Giesecke moderiert die Aufstellung der fünf Kurse

Zum Abschluss des Studiengangs fand am 23.1.2009 eine Tagung zum Thema: ‚Wandel in der Beratung – in der Arbeitswelt und in der Ausbildung von Beraterinnen' statt.

Eingeladen waren die AbsolventInnen, die DozentInnen, die dort gelehrt und die LehrsupervisorInnen, die deren Praxis begleitet haben. Ein Rückblick auf 15 Jahre Studiengang aus der Perspektive des Staffs, eine Bestandsaufnahme der Entwicklung von Beratungstheorie und -praxis durch die Studiengangsleitung und die Auseinandersetzung mit Perspektiven der Beratung durch eingeladene Gäste bildeten das Programm der Tagung.

Siehe auch Vorträge 2009 Indikationen, Settings und Programme der Triadischen Beratung
Hier der Bericht über die Tagung aus der Zeitschrift der Fachhochschule

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